Retour page précédente


Metzer-Zeitung am Abend
Donnerstad, 10 September 1942

Wappingen, Ladonchamps
Schlösser im Metz Land erzählen Geschichte


Kaum sechs Kilometer von Metz, an der Straße nach Diedenhofen, liegt das schmucke Schlößchen Ladonchamps.

P.R. Im Gegensatz zum Elsass, hat sich die Französische Revolution in Lothringen in Bezug auf Gutshöfe und Herrenschlösser milde ausgewirkt. So finden wir heute im lothringischen Raum unserer Westmark noch eine Reihe burgähnlicher Schlösser mit großen, historischen Höfen, die an jene Zeit der Lehen und des Grossgrundbesitzes erinnern. Viele dieser Schlösser stehen arg vernachlässigt da; andere sind den Launen der Jahre und des Zufalls überlassen. Sir stehen da als Wahrzeichen aller Zeiten, als Erinnerung, als Baudenkmäler, als Sehenswürdigkeit.
In unmittelbarer Nähe von Metz haben wir links der Strasse nach Gaudach, mitten in einem Haine, das Schlösschen Frescaty, das um die Wende des 19. Jahrhunderts anstelle der, während der Revolution eingeäscherten historischen Stätte, erbaut wurde. Es war bis 1918 persönliches Eigentum Wilhelms II. In diesem Schlösschen, vor dem sich der Rennplatz der seinerzeit in Metz in Garnison liegenden deutschen Kavallerie-Regimenter breitet - wurde im Dezember 1870 die Uebergabe der Festung Metz durch Prinz Friedrich Karl und Marschall Bazaine unterzeichnet.
In Wappingen, dem Erdbeerflecken bei Metz, haben wir das „Hohe Haus“ mit einem 14 Meter hohen viereckigen Wehrturm aus dem Jahre 1737. Der übrige Bau dürfte aus dem 15. Jahrhundert stammen. Die heute überdachte zinnengekrönte Plattform dient als Taubenschlag. Dieses „Hohe H.aus“ war bis zur französischen Revolution Eigentum des Metzer Domkapitels und hiess „Die Scheune der Zehntabgabe“.
In der Hauptstrasse steht etwas weiter das von einem Wassergraben umgebene Schlösschen, das im Jahre 1769 von dem Kapitelältesten als Sommerresidenz erbaut und später von dem Kardinal de Montmorency-Laval bewohnt wurde, dessen Grabstätte sich in einem der Seitenaltäre des Hauptchores der Metzer Kathedrale befindet. Im großen, offenen Kamin befindet sich eine reichverzierte Gussplatte mit der Jahreszahl 1608.
An den vier Ecken der Umfassungsmauer des ehemals befestigten Wohnhauses befinden sich runde Türmchen mit Pechnasen und sonstigen Abwehrvorrichtungen. Eine steinerne, enge Wendeltreppe führt zum ersten Stockwerk, in welchem sich im 18. Jahrhundert die Gemächer des Obersten Stadtrichters befanden. Im zweiten Stockwerk finden wir ein durch eine kleine Säule in zwei geteiltes Fenster aus dem 13. Jahrhundert. In der Ecke ist eine Schießscharte zu sehen, von wo aus die Verteidiger ihre Wurfgeschosse in Richtung des Wa11weges und der Zugbrücke schleuderten. Im dritten Stockwerk sind noch mehrere Schießscharten mit doppelter Oeffnung vorhanden. Vor der Revolution gab es noch ein viertes Stockwerk in Gestalt einer mit Zinnen versehenen Plattform. Darauf wurden Armbrüste und kleine Kanonen aufgestellt. Das hintere, linke Türmchen diente als Gefängnis. Der Graben, der sich um das Schloss dahinzieht, ist 11 Meter breit und 2,50 Meter tief. Hinter dem Schloss liegt der Gutshof mit ausgedehnten Ländereien, insbesondere Erdbeerfeldern und Weinberge.
Jenseits des Bahnkörpers, an der Diedenhofener Landstrasse, aber noch zu Wappingen gehörend, befindet sich das schmucke Schlößchen Ladonchamps, das schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut wurde. Dieses Schloß wurde während des 15. Jahrhunderts verschiedentlich von den Feinden der freien Reichsstadt Metz als Hauptquartier benutzt, bis im Jahre 1444 eine Sonderexpedition des reichsstädtischen Heeres die Mannen Karls VII. und René d'Anjous niedermachten und das Schloß in Schutt und Asche legten. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde es in seiner primitiven Form durch Andreas von Ryneck (wahrscheinlich eine Ableitung von Reineck) wieder aufgebaut. Als Karl V. zum ersten Male nach der Moselstadt kam (10. Januar 1541) stieg er im Hotel St. Livier (Livier-Haus in der Merowingerstrasse), der Wohnstätte der Witwe des Freiherrn von Ladonchamps ab.
Im Jahre 1552 liess der Herzog von Guise alle Verteidigungsanlagen abtragen und das Schloss wurde nun ein Herrensitz, wie so viele, andere befestigte Schlösser der unmittelbaren Umgebung von Metz, 1729 wurde dann eine reichverzierte Kapelle gebaut, die um 1880 ausgestattet wurde.
Retour page précédente